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17:42 Freitag Nachmittag, der Rucksack ist gepackt. Die letzten Abende habe ich noch mit Knoten verbracht, gestern hab ich noch meine aktuelle Lieblingsvariante der Befestigung gefunden. Heute ist dann noch mein Solarmodul gekommen, das werde ich am Wochenende auch noch ausprobieren. Nach der Arbeit hab ich noch schnell eingekauft, meinen Rucksack geholt und bin Richtung Lucens aufgebrochen. Zu Hause hat sich ein Gewitter angekündigt, aber es kam aus dem Süden. Auf der Fahrt im vollen Pendlerzug nach Fribourg war schönes Wetter mit ein paar Wolken.
22:05 nach dem steilen Aufstieg hinter Lucens hab ich mir einen Platz zum hängen gesucht. Ich hatte mir mit Google Earth eine gute Vorstellung von der Gegend hier geschaffen und mir schon ein paar Kandidaten ausgesucht. Die Plätze mit der Morgensonne waren leider nicht so schön, ich hab mir dann einen mit Abendsonne ausgesucht. Am Waldrand, mit Aussicht auf den nächsten Hügel, hinter dem die Sonne untergeht. Ich habe mich in die „zweite Reihe“ im Wald gehängt, damit man mich vom Weg unten aus nicht sieht. Und ich hab mich quer zum Waldrand ausgerichtet, damit mir nicht ein Reh auf dem Weg auf die Lichtung in die Hängematte rennt. Hab ich auf YouTube gesehen. Nach dem Aufhängen war aber nicht mehr viel mit Abendsonne, es war bald dunkel. Eine Stunde vor dem Einnachten anzufangen, ist fast etwas knapp. Zumal ich nochmal umgezogen bin, weil ich stabilere Bäume suchen musste. Mein Tee ist leider auch lauwarm ausgefallen, mittendrin war der Notkocher leer. Wird wohl nix mit Kaffee in der Früh…
Jetzt hänge ich hier und entfernt tönen ein paar Kuhglocken, ein paar Grillen zirpen und da schreit ein Kauz. Ich hoffe mal, dass es ein Kauz ist… Es knacken ein paar Äste, es ist irgendwie unnatürlich, mein leuchtendes iPhone in den Händen zu halten beim Bloggen. Ich werd jetzt mal versuchen zu schlafen. Warm genug hab ich im Augenblick, ich hab die Rettungsknisterfolie in die Matte gelegt.
6:08 Es war eine recht gute Nacht. Die Hängematte hing etwas zu sehr durch, aber ich konnte im Dunkeln nicht neue Bäume suchen. Ich musste mich auch mehrmals anders hinlegen, ich hatte sogar etwas Angst, aus der Hängematte zu fallen. Geschlafen hab ich erstaunlich gut, die Silberfolie hat nochmal etwas gewärmt. Wobei richtig diagonal liegen ging nicht, von daher lag ich auch immer auf der Folie. Um zwei musste ich mal aufstehen, gut dass ich meine Wanderschuhe in Griffweite aufgehängt habe. Und im Wald muss ich nicht weit gehen, um den nächsten Baum zu finden. Danach bin ich wieder eingeschlafen und hab mich gewundert, dass „kurz drauf“ schon die Vögel den Sonnenaufgang ankündigen. Außerdem haben die Rehe mit ihren gebellartigen Rufen ganz schön Lärm gemacht. Jetzt war es schon ziemlich kühl, ich musste gut aufpassen, dass ich nirgendwo aus dem Schlafsack Wärme verliere. Zwischen 5 und 6 bin ich aufgestanden, hab mich angezogen, den Schlafsack zum Lüften aufgehängt und eine Kleinigkeit gefrühstückt. Leider kann ich mir keinen Kaffee machen, ich hab kein Brennstoff mehr. Und Feuer machen scheint mir zu aufwändig, hier ist alles nass und feucht vom Regen gestern. Der Baum, an dem mein Rucksack hängt, steht gleich neben meinem Bett, ich kann also liegend hineingreifen, was sehr praktisch ist.
6:42 Ich weiß noch nicht so recht, wo ich meinen Schlafsack verstauen soll. Im Rucksack ganz unten im oberen Fach ist er tagsüber nicht im Weg, aber morgens muss ich meinen gesamten Rucksack neu packen. Aber eine tägliche Inventur ist sicher nicht schlecht… Am Hügel gegenüber liegt ein Dorf, in dem geht gerade die Sonne auf. Friedlich. Still. Samstag früh. Noch einen Apfel gegessen, Schuhe gebunden und 7:14 los geht’s.
7:35 ich wähle den Weg wieder hinunter ins Broye Tal, hab eine schöne Aussicht bis zu den Alpen und geniesse die morgendliche Stille auf den Feldern. Hier zwitschern keine Vögel wie im Wald, hier ist es deutlich ruhiger.
11:31 Ich bin nach Moudon hinuntergelaufen, hab mich für die Straße entschieden, da hat’s weniger Zecken als auf dem grasbewachsenen Weg hinunter. Die Straße ist ruhig, ein einziger Jogger und ein Auto sind mir begegnet. Moudon hat eine schöne mittelalterliche Altstadt, durch die die Broye fließt. Hier bin ich herumgestöbert, hab mir die alten Häuser angeschaut, bin an einem Gehege mit Rehen vorbeigekommen. Eines dieser Rehe konnte sogar „Männchen machen“, als es unbedingt an die untersten Blätter des Baumes wollte. Sah sehr vorsichtig und geschickt aus, aber als es mich bemerkte, war es vorbei mit der Akrobatik.
Als die Migros geöffnet hatte, bin ich schnell durch das bürgerliche Samstag-Morgen-Gewusel gehuscht und hab Brennpaste gekauft. Die hab ich dann mit mir herumgetragen, als ich die Obere Altstadt, „La Bourg“, angeschaut hab. Oben angekommen brauchte ich eine Verschnaufpause und hab die ersten beiden Brennpasten in meinen Notkocher gefüllt. Die dritte Portion landet erstmal im Rucksack, ich hoffe, sie geht unterwegs nicht auf. Aber Kaffeekochen wollte ich nicht in der Stadt und bin erst noch bergan gestiegen. Durch die Siedlung am Hang, quer über eine Wiese auf einen Feldweg, durch einen Bauernhof durch, wieder hinunter und wieder hinauf. Ich hab einfach keine schöne Stelle zum Frühstücken gefunden.
So bin ich bergauf, bergab über die Hügel dieser Molasselandschaft gelaufen, die Broye ist in einem spektakulären Quertal links abgebogen und ich folge nun dem Tal der Bressonne. Ich versuche mich mit der Landeskarte durchzuschlagen, wobei ich viel mehr hin- und herlaufe, um den richtigen Weg in meine Richtung zu finden. Gegen Mittag hab ich einen schönen Baum gefunden, der Schatten spendet, mit einer schönen Aussicht Richtung Oron, Palézieux und Alpen. Meine Isomatte war schnell ausgebreitet, Notkocher an und Kaffee machen. Da eh grad Mittag war, hab ich einen Brunch gehalten, zNüni und zMittag in einem. Ein Becher Kaffee, Brot mit Landjäger und einem Stück Käse, ein paar Nüsse dazu und zum Abschluss einen Keks 🙂
Gegen neun war mein erster iPhone Zusatzakku leer, ich hab den zweiten an mein (immernoch volles) iPhone gesteckt und mit dem vollgeladenen PowerTank den leeren Akku zum laden angehängt. Mal sehen, wie lange er lädt. In der Mittagspause hab ich allerdings die Solarzelle in die Sonne gelegt und den Powertank wieder aufzuladen. Dumm dass ich nur ein Kabel mitgenommen habe, jetzt kann ich nicht Solar-Akku per Sonne laden und gleichzeitig meinen Zusatzakku laden. Ansonsten finde ich das extrem praktisch, dass sich Solarzelle, PowerTank und Zusatzakku alle per USB Kabel verbinden lassen.
Über den Alpen quellen Wolken auf, aber mit solchen hab ich schon Erfahrungen gemacht, die sollten erst gegen Abend in Payerne abregnenen. Und das ist noch zwei Täler weit weg. Und wie ich mich so umschaue, sehe ich, dass hinter mir auch Wolken quellen:
12:01 Bevor ich wieder aufbrechen will, muss ich mir noch einen Überblick verschaffen, wo ich denn bin und in welche Richtung ich will:
12:20 Ich hab mich entschieden, doch erst die Sonne mit dem Solarpanel auf dem Rucksack zum Laden den PowerTank zu nutzen. Akku laden kann ich in der Nacht auch noch. Ich weiß jetzt, welchen Weg ich nehmen will und breche wieder auf.
13:41 es ist richtig warm heute, die Sonne brennt ganz schön danieder. Gut dass ich meine Kappe mithabe, um meinen Kopf vor der Mittagssonne zu schützen. Eigentlich sollte ich mir ein schattiges Plätzchen suchen und Siesta machen, aber ich muss vorher Wasser fassen. Mit der Karte finde ich so ungefähr meinen Weg, ich versuche, im Wald zu laufen, damit ich möglichst im Schatten bin. Hab mich aber ein Stück verlaufen und nun doch wieder durch die Sonne. Um einen Brunnen zu finden, hab ich extra einen Abstecher in das Dorf Peney-Le-Jorat gemacht, aber hier sind alle Brunnen trocken… Tcha. Dann muss ich wohl ohne Wasser durch den Mittag. Ich bin quasi trockengefallen:¨
15:00 Endlich Wasser gefunden. Zwar nur ein Bach, aber ich hab mal einen Becher voll probiert. Schmeckt gut. Noch ein Becher, damit mein Durst gestillt ist. Aber sollte ich meinen 2 Liter Beutel damit füllen? Wer weiß, woher das Wasser kommt und was es schon so alles mitschwemmt… Ich nehm mal meine schwarze Flasche voll Kochwasser, damit ich wenigstens etwas dabei hab. Ich bin gerade abgebogen, durch den Wald Richtung Froideville. Vielleicht gibt’s dort ja noch Wasser in den Brunnen. Ich bin richtig froh um meinen Rucksack. Ich hab genug Einstellmöglichkeiten, dass ich immer wieder ein wenig was verstellen kann und er immer an die Situation angepasst sitzt. Mal das Gewicht mehr auf der Hüfte, entlastet die Schultern, mal Gewicht an den Körper gezogen für mehr Stabilität beim Laufen, mal Rucksack etwas vom Rücken weg getragen, damit Wind reinkommt. Und ich muss sagen, auch wenn ich mehr schwitze auf dem Rücken, so kann doch der Rucksack genug Luft und Wind reinlassen, dass auch der Rücken schnell wieder gekühlt ist. Und das Gewicht fällt mir nur so lange auf, wie ich den Rucksack in der Hand halte. Sobald er auf Schultern und Hüfte sitzt, macht sich das Gewicht kaum noch bemerkbar. Außer in den Beinen, da spüre ich die Mehrbelastung schon.
Jetzt wollte ich meinen leeren iPhone Akku laden, falls der aktuelle heute Abend leer wird, leider musste ich feststellen, dass der Adapter auf MicroUSB schon einen Wackelkontakt hat. Das ist dumm, aber ich wollte eh noch das zweite Kabel einpacken, da brauchts keinen Adapter.
16:00 Juhuu, endlich Wasser gefunden. In Froideville steht ein toller Brunnen, der an das 700 jährige Bestehen der Schweizer Eidgenossenschaft erinnert. Das Wasser ist schön kühl, ich kann mich abkühlen und mein Wassersack auffüllen. Leider kam ich mit dem Sack nicht an den Brunnenhals, deswegen musste ich schöpfen. Das aber ist mit einem flexiblen, schwimmenden Beutel recht trickreich, ich hab vielleicht mal die Hälfte reinbekommen… Aber das sollte reichen. Für Siesta ist es jetzt schon zu spät, ich könnte eigentlich gleich mit der Abendplanung anfangen und mir einen Hängeplatz suchen. Aber dafür muss ich erst wieder raus aus Froideville und dazu Karte studieren. In Wikihood hab ich gesehen, dass das alte Kloster Montheron ganz in der Nähe ist. So grob wie meine Richtung heute ist, liegt auch das noch drin. Dahinter fängt der Wald an, der sich dann bis oberhalb Lausanne hinzieht. Der Wanderwegweiser meint noch 30 Minuten nach Montheron. Also los… Und prompt gerate ich an eine Horde Pfadfinderinnen, die laut schnatternd auch in meine Richtung zieht. Aber ihrem legeren Gepäck nach zu urteilen, muss ich mich nicht mit ihnen um einen Schlafplatz zanken.
21:04 Ziemlich ko kam ich bei dem Kloster an, aber irgendwie hat’s mich gar nicht mehr interessiert. Ich wollte so langsam mal einen Schlafplatz finden und musste noch den Wald hinauf. Also Pause gemacht, Apfel und ein paar Nüsse gegessen und der Pfadfindergruppe (diesmal Jungs) zugeschaut, wie sie nach ihrem Ausflug in die Natur alle mit motorisierten Fahrzeugen wieder ins „normale“ Wochenende gebracht wurden. Oder sich selber gebracht haben. Den Rucksack wieder auf den Rücken geschwungen und den Wald nach Schlafplätzen durchstöbert. Ist noch ziemlich lange gegangen, bis ich endlich etwas passendes gefunden hatte. Entweder zu viel Unterholz oder Nadelbäume in Reih‘ und Glied ohne Gebüsch für eine Tarnung. Die Nadelbäume sind teilweise schon umgefallen, daran hänge ich mich lieber nicht. Laubbäume sind mir viel lieber, sie schießen nicht so in die Höhe (und selbst wenn) und haben ein regenabweisendes Blätterdach. War echt schwierig, was passendes zu finden, ich hab dann einen Platz mit ein paar Kompromissen genommen. Ich höre eine Straße und vom Hündelerweg bin ich auch nicht weit weg. Was mich aber mehr ärgert, ist der Wackelkontakt beim Laden meines Zusatzakkus. Der Wackelkontakt macht ein Laden im Rucksack unmöglich und jetzt auf dem Schlafsack lädt er nur, wenn ich den Adapter festhalte. Hoffentlich reicht der Akku dann morgen noch lang genug.
6:18 Ich hab es doch geschafft, die Nacht über den wackeligen Kontakt am Laden zu halten, zumindest zeigt der Akku an, dass er voll ist. Der PowerTank ist noch halb voll (so gut ich das mit 4 LEDs abschätzen kann). Die Nacht war angenehm, ich hab dieses Mal durchgeschlafen, musste nicht raus und bin gegen 5 von den ersten Vögeln geweckt worden. Ich hatte auch nicht kalt diese Nacht, das Ausrichten der Silberfolie gestern Abend hat wieder dafür gesorgt, dass ich rundum auf der Folie liege. Diese Nacht hat auch die Spannung der Hängematte gepasst und ich konnte bequem diagonal drinliegen. Jetzt warte ich drauf, dass mein Kaffeewasser kocht und schaue zu, wie die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne die Bäume und Blätter um mich herum leuchten lassen.
Dumm nur, dass ich hier kaum Handyempfang habe, ich müsste mal meine heutige Route planen. Ich hab gestern noch auf einem Schild gesehen, dass es bis Lausanne nur noch eineinhalb Stunden sind. Aber an der Rivera zu wandern wird sicher wieder sehr heiß. Aber ich freue mich schon drauf, wenn ich gleich aus dem Wald komme und „das Meer“, sprich den Genfer See, sehen kann.
8:04 ein Spaziergängerhund hat mich noch besucht, als ich mein Lager zusammengepackt hab. Aber er wollte nur an meinen Proviant. Deswegen musste ich ihm zeigen, dass das meine Stelle ist. Und schon bei einem forschen Schritt in seine Richtung ist er klagend und bellend zum Frauchen zurück. Inzwischen hab ich den Wanderweg nach Lausanne gefunden und folge diesem. An einer Wegkreuzung hab ich diese verwunschene Bank gefunden und ihr eine paar Minuten meiner Zeit gegeben.
8:30 Ich hab wieder 3G Empfang und ich kann auf die Karte schauen. Ich sehe, dass ganz in der Nähe Le Flon entlangfliesst, ihm möchte ich einen Besuch abstatten. Weiter will ich schauen, dass ich mit dem Ausblick auf den Genfer See „oben“ bleiben kann und um Lausanne herumkomme. Irgendwann heute Nachmittag kann ich dann zum See runter und bin im Einzugsbereich der Lausanner S-Bahn.
8:50 Aber der Flon war nicht zu sehen, zu dicht das Unterholz, zu weit unten der Bach.
9:00 erster Blick auf den Genfer See
9:42 Das „oben“ hat ein Ende. Ich stehe hier, kurz vor La Naz und dieser Hügel ist der letzte. Danach trifft das Mittelland auf den Genfer See und dahinter fängt schon der Jura an. Ich muss wohl oder übel, hinunter und mich durch das dicht besiedelte Gebiet wandern.
11:13 Nachdem ich eine Stunde lang das Wettergeschehen beobachtet hab,
14:00 hab ich beschlossen, doch hinunter zum See abzubiegen. Also durch die Vororte von Lausanne den Hügel hinunter, als ich die Allee der Uni Lausanne entlang zum Ufer gelaufen bin, hat es ein paar Tropfen geregnet. Aber bald war die Wolke wieder vorbei und nach einer Pause am Ufer hab ich mich auf den Weg nach St. Sulpice gemacht. Vom Jura her kommen Gewitter, ich hör es die ganze Zeit grummeln. Über den französischen Alpen türmen sich auch schon wieder die Wolken, ich hoffe, noch einen schönen Nachmittag am See zu haben.
14:50 ich hab allerding erst in St. Sulpice realisiert, dass es hier keinen Bahnhof hat. Aber eineinhalb Stunden weiter nach Morges liegen nicht mehr drin, dazu bin ich zu ko. Das heißt, ich warte aufs Schiff, welches mich nach Lausanne bringt.
15:21 Aber es kam kein Schiff… Doch wieder nach Lausanne zurücklaufen? Ich entscheide mich für die andere Richtung. Morges sind noch eineinhalb Stunden, das muss halt irgendwie gehen.
16:49 fix und alle bin ich endlich in Morges am Bahnhof angekommen. Das letzte Stück hat sich ganz schön lang gezogen, die Füße tun mir weh und heiß ist es obendrein. Der ganze Strand ist voll von gemütlich grillierenden Familien, sie sind am Baden, Sonnenbaden, Grillieren und z’Nacht essen. Was normale Leute halt so an einem schönen Sonntag Nachmittag machen.
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