Ha. Die Sonne kommt raus. Also mach ich mich auf, den ersten Winterspaziergang von diesem Jahr aufzuzeichnen. Mein Streckenabonnement „mit dem Zug ins Skigebiet“ ist heute ausgelaufen und ich habe nicht vor, es noch einen Monat zu verlängern. Ich bin in Gedanken eh schon die ganze Zeit wieder beim Wandern. Ich schaue Outdoor- und Bushcraft-Podcasts an, packe meinen Rucksack und optimiere meine Ausrüstung, mache Pläne für das diesjährige Wandern.
Also bin ich hinaus in den Winter, selbst Bern ist verschneit. Zaghaft versucht die Sonne durch die Wolken zu dringen als ich vors Haus trete. Rechts herum, die Strasse vor, durchs Quartier in Richtung Ostermundigen. Von zu Hause starten, wie in alten Zeiten. Richtung altem Büro (Ozo73) und über die Felder.
An den Hochhäusern von Wittigkofen vorbei, wie in alten Zeiten. Jemand hat sich seine Loipe über die verschneiten Felder gezogen und dreht seine Runden. Ich gehe den Weg entlang, der auch verschneit ist, aber „weiß geräumt“. Gut zu laufen, der feste Schnee. Unter der Bahn hindurch und durch den Hof komme ich zum Freibad Ostermundigen mit seinen bunten Graffities. Sind das Graffities? So fein wie die Gemälde sind, kann das locker auch Airbrush sein. Sehr schön, wie ich finde und sie bringen Farbe in den weiß-grauen Tag, an dem die Sonne jetzt doch nicht rauskommen mag.
Hinter dem Schwimmbad geht's in den Ostermundigen Wald. Ich will zu den Steinbrüchen. Hier bin ich vor einem Jahr mal in aller Frühe rumgestiegen und habe noch vor der Arbeit einen Geocache gesucht. Und gefunden. Überall rieselt Schnee von den Ästen und Zweigen, ganz leicht lässt der Wind die restlichen Herbstblätter rascheln, immer wieder fließt ein Vorhang an Schnee von einem Ast herunter.
Plötzlich kommt mir ein Dalmatiner entgegen, mit einem Stock in der Schnauze. Er will wohl spielen 🙂 Hinterher kommt sein Frauchen auf dem Schlitten. Und wie die beiden an mir vorbei sind, wird sie mit dem Schlitten wieder schneller, und kaum um die Kurve höre ich sie lauthals jauchzen 🙂 Was für ein Spass hier draußen im Winterwald, in dem es die ganze Zeit von den Bäumen schneit und inzwischen sogar mal wieder die Sonne hineinscheint.
An einer lichten Stelle im Wald bleibe ich stehen, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und schaue all den Schneefällen in der Umgebung zu. Es sind so viele, es sind immer drei oder vier gleichzeitig um mich herum. Schneeballgrosse Klumpen fallen von den Ästen, reißen anderen Schnee von den Zweigen mit und noch bevor sie mit einem satten, dumpfen Geräusch im Schnee am Fuße der Bäume versinken, ist die feine, leichte, weiche Fahne des Schnees, wie vorwärts stürmende Geister, schon auf dem Weg nach unten und verteilen sich leise im Wind. Ich bin drin gestanden in so einer Wolke, wie weich sie ist, so fluffig weich, frisch, prickelnd, erfrischend 🙂 Und wie funkelt und leuchtet und glitzert und glänzt das, wenn die Sonne hineinscheint ! Ich stand da wie von hundert Feen umtanzt. Was für eine Freude !
Über den Winterwanderweg und mit vielen Gedanken über meine aktuelle Lektüre im Kopf kam ich dann zu den Steinbrüchen von Ostermundigen. Wie groß die sind… Und wie sauber diese großen Schnitte sind. Wie fein säuberlich mit einem Schweizer Sackmesser in einen Lehmklumpen geschnitten. Nur viel größer.
So groß, dass der weiße Kran kaum zu den Bäumen da oben hinauf ragt. Und in einer Ecke aus Felsen ist ein Pferdehof. Ganz klein und verlassen liegt der Reitplatz da unten. Und wenn ich mir so anschaue, wie es in diesem unseren Untergrund so aussieht, bin ich doch erstaunt, wie homogen doch diese Masse an Sandstein ist. Und man kann an diesem grünlichen Gestein so schön sehen, warum auch die Häuser in der Berner Altstadt alle so grünlich sind. Nur fürs Münster haben sie damals Sandstein aus dem Soloturnischen geschaffen lassen.