Auch die Nacht bei der Prati Hütte war gar nicht so kalt. Und die Sturmverspannung hätten wir auch nicht gebraucht, es war eine recht ruhige Nacht. Im allgemeinen Gewusel auf dem Biwak-Platz haben auch wir drei unsere Zelte und Rucksäcke gepackt. Noch schnell Brot und Zeit eingekauft, meinen Rucksack wieder aufgefüllt, Wasser auch, und los geht’s.
Elke voran (wir sind eh schneller), wir hinterher, zum Grat hinauf. Nach zehn Minuten fanden wir Elke mit ihrem Garmin GPS in der Hand und einem Fragezeichen im Gesicht. Hier lang? Woher wir gekommen sind? Nee, kann nicht sein. Also zurück zur Hütte und den anderen Grat hinauf.
Von dort aus hatten wir einen tollen Ausblick auf die verschneiten Berge im Norden, für uns leider nicht ganz so toll, denn der Schnee verhindert ein paar Etappen des nördlichen Teils des GR20. Mit dieser Aussicht ging es dann steil bergab in den Wald hinein. Buchen und Kiefern, Schatten und Vogelgezwitscher und Bächlein, die rauschen.
Schon einige interessante Begegnung mit diesen Tieren. Aber sie waren schneller als wir uns bald hatten wir sie aus den Augen verloren. Weiter ging es durch den schattigen Wald, auf einer Höhe am Hang entlang, gemütlich zu Wandern und wir kreuzten viele Bäche. Breite, tiefe Bäche. Bei einem Bach war das Wasser zu reissend, dass es mir den Wanderstab aus der Hand gerissen hatte, als ich die Tiefe messen wollte. Huch, da schwamm er davon, mein Wanderstab. Ich gab Heinz, der etwas weiter unten am Bach stand, ein Zeichen, er ist sofort gesprungen, Beinen treuen Begleiter zu retten. Aber der hat sich im Wasser wohl gefühlt, gedreht und gewendet, hat sich treiben lassen und hing gerade an einem Stein fest. So konnte ich dann Fotoapparat und Rucksack ablegen und mit langem Arm meinen Stab wieder bergen. So war er auch mal wieder frisch gewaschen und nach dem kleinen Schreck ging es wieder weiter.
In einer Felsgruppe machten wir noch Brotzeit, von dort aus konnten wir schon den Skilift sehen, an dessen Talstation unsere Hütte liegt. Doch die Sonne war verschwunden, es brauten sich dunkle Wolken zusammen. Nach der Brotzeit hab ich sicherheitshalber meinen Regenschutz über den Rucksack gestülpt, sicher ist sicher. Und nach diesem Frühjahr darf man ja auch etwas vorsichtiger sein. Da, ein Regentropfen, es fängt schon an. Ein Donner über uns, aha, doch ein Gewitter. Es vorerst blieb es bei einigen Tropfen. Dafür ging es nun steil den Berg hinauf und bei den nächsten Tropfen war ich mir nicht sicher, ob das mein Schweiss oder der Regen war. Wahrscheinlich mein Schweiss, denn das Gewitter verzog sich ein Tal weiter, grummelte und donnerte dort vor sich hin und bei uns kam wieder die Sonne raus. Mitten im steilen Aufstieg. Es war bestimmt mein Schwitzen, was da tropfte.
An der Talstation angekommen, suchten wir uns eine der kleinen, halbwegs ebenen Parzellen auf dem terrassierten Bivak-Platz aus, Bauten unse Zelt aus und setzten uns mit einem verdienten Bierchen und der dazugehörigen Aussicht in den Abend. Vor uns die Berge und die östliche Küste der Insel, wir konnten sogar das Meer sehen. Ein paar weisse Wolken quollen aus dem Tal hinauf, rechts hinten hing das dunkle Gewitter und irgendwo dazwischen entstand ein wunderschöner Regenbogen.
Da sassen wir, mit dieser herrlichen Aussicht auf den Bierbänken, der Hund der Hütte stattete uns einen Besuch ab, wir hatten Handy- und Internetempfang, telefonierten mit Markus für unser Treffen morgen und tranken genüsslich unser Bier. Danach ging es unter die Dusche, die war zwar kalt, ab inzwischen hab ich mich daran gewöhnt, damit ich zum Essen frisch bin. Heute kochen wir ausnahmsweise mal nicht selber. Es gibt auch ausnahmsweise mal nicht Nudeln mit Sosse und so gönnten wir uns ein Hüttenmenü. Das bestand aus korsischer Gemüsesuppe, Polenta aus Mais und Polenta aus Kastanienmehl mit Rindfleisch und einem Stück Kastanienkuchen zum Dessert. Und einer Unterhaltung auf Holländisch nach links und auf Französisch nach rechts. Es ging (unter anderem) ums Wetter. Samstag bewölkt, Sonntag Regen in ganz Korsika, Montag wieder schönes Wetter mit 24°.