zwei Wochen Stillstand

Es ist gar nicht so leicht. Gestrandet am Fluss der Wanderung. Angeschwemmt, am Ufer angespült. Nicht mehr eins mit dem Strom, der mich jeden Tag woanders hin geführt hat. Nicht mehr in dem Fluss, der mich – heute Früh hier, heute Abend dort – vorwärts getragen hat. Angeschwemmt in Bern. Die ersten Tage waren noch sehr spannend, ich hab viele meiner Freunde wieder getroffen. Hier kenne ich mich aus, hier weiss ich, wohin welches Tram fährt und wie man zu Fuss von der Stadt ins Eichholz kommt. Hier verstehe ich die Leute wieder und ich kann wieder Schwätzchen halten. Nicht, dass ich mehr zu erzählen hätte als in Frankreich, aber in meiner eigenen Sprache geht das besser als mit mühsam zusammengesammelten Vokabelbrocken.

Und hier erstaunt es mich gar nicht, wie teuer doch das Leben ist. Vier Franken zwanzig fürs Tram, wenn ich zum Jahn fahren will. Hundert Franken nach Zürich und zurück. Vierzig Franken Internet und fünfzehn Franken ein Prepaid Handy. Da summiert sich doch einiges. Weswegen bin ich heim gekommen? ach ja, Konto leer. Ich muss wieder arbeiten gehen… Nach zehn Jahren hab ich meinen Lebenslauf mal wieder aktualisiert und mich ans Bewerben gemacht.

Der vorige Chef würde mich ja sofort wieder nehmen, aber er hat leider grad keine Stelle frei. Macht nichts, dachte ich mir, die Firma hat noch diverse andere offene Stellen. Bestimmt zehn interessante Jobs hab ich gefunden, hab meinen Lebenslauf und meine Zeugnisse auf deren Jobportal hochgeladen und mich beworben. Geht ja einfach heute, wenn die Daten mal vorhanden sind, braucht man nur noch einen „Jetzt Bewerben“ Knopf neben den Stellengesuchen. Bei meinem Lieblingsunternehmen, die mit den blauen T-Shirts, sind auch vier interessante Stellen offen, also auch dort Lebenslauf hochladen und „Bewerben“ klicken. Meine zweit-Lieblingsfirma, die mit den bunten Buchstaben, hat auch interessante Jobs frei, auch hier wieder ein eigenes Jobportal, also nochmal Daten hochladen und bewerben. Das muss doch einfacher gehen, jeder hat sein eigenes Portal auf der firmeneigenen Webseite, die die offenen Stellen ausschreibt. Wenn wir all diese zusammenfassen könnten… Sind wir bei den Jobportalen im Internet. Und so bin ich bei monster.ch gelandet. Auch wieder Lebenslauf und Zeugnisse hochladen und einen Suchfilter setzen. Wenn man seine Jobwünsche dann zusammengestellt hat, kann man sich eine Mailbenachrichtigung über evtl. passende Stellen zuschicken lassen. Und siehe da, die offenen Stellen der oben angesprochenen Firmen hab ich hier auch gefunden. So bekomme ich jeden Tag ein Mail mit etwa zehn offenen Stellen, vielleicht sind drei interessante dabei, dann einfach auf den dazugehörigen „Bewerben“ Button klicken.

Sehr modern, dachte ich mir, aber mir wurde bewusst, dass modern leider nicht auch schneller bedeutet. Zwei Tage abwarten, drei Tage, zwischendrin immer wieder mal neu bewerben. Vier Tage, immernoch keine Antwort. Na, vielleicht nächste Woche… Jetzt hab ich schon zwei Wochen gewartet, aber irgendwie… Da könnte noch mehr Schwung rein kommen…

Angeschwemmt. Angespült. Auf einem Fleck. Unten, an der Aare im Eichholz. Ich hab die zwei Wochen in der Hängematte gelebt, wie draussen auch. Es war fast wie draussen, nur dass ich mein Lager am Morgen hängen lassen konnte und nicht gleich wieder in den Rucksack gepackt habe. Die Aare rauscht vorbei, Vögel zwitschern, schon angenehm. Draussen halt 😉 Es hat mal geregnet und war mal graues Wetter (kenn ich ja alles), dann war auch mal wieder schön und sonnig, dass wieder alles trocknen konnte. Aber ich war immer im Eichholz. Zwei Wochen lang. Zwischendrin hab ich mich schon gefragt, warum ich eigentlich hier in Bern abhängen muss, wenn ich schon so lange auf die Bewerbungen warten muss. Das bisschen Stellen durchstöbern und Bewerben Button klicken ist nicht tagesfüllend, ich könnte eigentlich auch wandern gehen. Und draussen in der Natur schlafe ich auch günstiger als im Eichholz.

Aber einen Vorteil hat der Campingplatz: hier kann ich mein iPad laden lassen. Sehr wichtig, denn der Strom ist mir in den zwei Wochen öfter mal ausgegangen. In der Stadt konnte ich zwar beim Starbucks oder beim Glatz laden, aber viel länger als eineinhalb Stunden reicht so eine Tasse Kaffee halt auch nicht 🙂 So hab ich immer häppchenweise geladen und war ganz froh, wenn ich mehrere Stunden bei einem Kollegen war. Sonst halt über Nacht am Campingplatz.

Aber für das Strom-Problem hab ich jetzt eine Zwischenlösung gefunden. Ich darf das zur Zeit nicht genutzte Haus von Freunden nutzen. In Rubigen, mit den Berner Alpen und dem Belpberg vor mir. Was für eine Aussicht! (Ich will wieder wandern!) Hier hab ich Strom und ich muss im Augenblick nichts fürs Wohnen bezahlen, was mir sehr entgegen kommt. Mit dem Strom hab ich auch mein Notebook wieder und ich hab ein paar Ideen, was ich darauf denn wieder programmieren würde. Ich kann wieder mein iPad programmieren, endlich mal die Fehler ausmerzen, mit denen ich jetzt drei Monate gelebt hab 😉 Und Google Earth hat mich wieder (btw: ich hab den Flug im „alle meine Wege“ KML aktualisiert). Mal sehen, was sich so visualisieren lässt.

Die Ergenbisse kommen dann aber auf den anderen Blog, macht Euch schonmal bereit, dass ich bald wieder meinen Blog tausche. Oder ich geh doch noch Wandern? Es ist noch Sommer, und bis ich dann wirklich einen Job hab? Ich hätte auch schon eine Idee: die Flüsse entlang wandern. Nach der „Emme hinauf“ jetzt die Aare hinauf? Wobei… Da müsste ich mehr reisen. Und dafür hab ich kein Geld.

 

 

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One response to this post.

  1. Posted by Matze on 8. Juli 2013 at 08:02

    immer das doofe Geld! aber so isses halt im Leben … money makes the world go ‚round …
    Kannst ja mal auf ein BBQ vorbeikommen … das ist kostenlos! 😉

    Antworten

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