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Noch drei Karabiner gekauft und es konnte losgehen zu meiner ersten Übernachtung mit Hängematte. Damit ich ein bisschen Wanderung dabei hab, bin ich von zu Hause los, quer durch die Stadt nach Köniz und weiter hinaus durch Niederwangen hindurch und in den dahinterliegenden Forst gelaufen. Das waren doch noch zweieinhalb Stunden Wandern, eigentlich wollte ich gar nich so viel. Aber im Könizbergwald waren mir noch zu viele Jogger unterwegs. Die Abendsonne wurde schon von dunklen Wolken verdeckt, es sieht ganz nach Regen aus. Wäre auch gar nicht so schlecht gewesen, es ist ganz schön warm und schwül, eine Abkühlung hatte richtig gut getan.
Ich hab mir also einen Platz zum Übernachten gesucht, etwas abseits vom Weg, damit mich die Hündeler am Abend und am Morgen nicht stören. Am Waldrand, unter den ersten hohen Bäumen mit einem fast geschlossenen Blätterdach hab ich mich niedergelassen. Mit einem alten Gürtel und einem Karabiner hab ich meinen Rucksack an einen Baum gehängt, zum einen, damit kein Kleingetier hineinkriecht, zum anderen damit kein Fuchs an meinen Proviant geht. Zudem ist das Hantieren, ohne mich bücken zu müssen, einfach angenehmer. Eine Schlinge um den ersten Baum gelegt, Karabiner dran, die zweite Schlinge um den zweiten Baum gelegt und auch einen Karabiner befestigt. Jetzt weiß ich, woher die Bezeichnung Tree-hugger (Baum-Umarmer) kommt 🙂 Hängematte geschnappt, am ersten Karabiner eingehängt und auf dem Weg zum zweiten Baum aus der Hülle gezogen. Dumm nur, war beim zweiten Baum die Hängematte nichtmal zur Hälfte gespannt. Da hab ich mich voll verschätzt 🙂 also auf den Boden legen, Schlinge wieder ab, anderen Baum suchen, Seil wieder dran, jetzt passts. Hängematte an beiden Seiten noch ausrichten, damit sie in der Mitte hängt und…: reinsetzten. Ritsch, ratsch, zack, sind beide Schlingen an den Bäumen heruntergerutscht und ich saß in meiner Hängematte auf dem Boden. Also nochmal, Schlingen diesmal etwas höher und zusätzlich um einen Ast gelegt. Jetzt hält die Matte und rutscht nicht mehr runter. Dann kommt das Tarp, das Regendach, welches mit sechs Leinen abgespannt wird. Das dünkt mich am längsten, bis alle sechs Spannleinen irgendwo angemacht sind, gespannt und ausgerichtet und nachgespannt sind. Damit fertig geworden, hab ich noch einige Zeit mit dem Aufstellen des Moskitonetzes verbracht. Ich will ja nicht unter dem labbrigen Netz liegen, sondern es soll ja einen Raum zum Liegen bieten, in dem mich das Netz nicht berührt, sonst stechen die Mücken da noch durch. Aber dafür muss ich mir noch etwas einfallen lassen, der Behelf mit Paketschnur hat zwar fürs Erste gereicht, kann aber noch deutlich verbessert werden. Als das geschafft war, kam noch die Isomatte hinein und der Schlafsack oben drauf. Mein Nachtlager war endlich fertig und inzwischen war es fast schon dunkel geworden.
Zwei Stunden vor dem Einnachten muss ich spätestens einen geeigneten Platz gefunden haben, und dann bleibt nichtmal richtig Zeit, den Sonnenuntergang zu genießen. Gut, den hatte ich heute eh nicht, es wird ja Regen kommen, aber meinen Tee hätte ich schon noch gerne im Hellen getrunken. Also ging das etwas verkürzt, mein Notkocher hat allerdings recht lang, bis eine Tasse Wasser kocht, ich bin fast etwas ungeduldig geworden. Ich hab in der Umgebung immer wieder Hunde beim Spaziergang gehört, einer scheint sich sogar recht weit an mein Lager herangetraut zu haben, zumindest hab ich’s recht nah im Unterholz rascheln gehört. Gesehen hab ich allerdings nichts, aber ich war beruhigt, dass mein Rucksack am Baum oben hängt. Nach dem Tee und dem Aufräumen der Utensilien zurück in den Rucksack hab ich dessen Regensschutz übergestülpt, damit er im Regen nicht ganz nass wird. Die Träger und auch die Hüftflossen sind dabei nicht bedeckt, aber wenigstens der Inhalt hat eine wasserabweisende Schicht mehr drum. Kaum war ich damit fertig, fielen auch schon die ersten Tropfen.
Gut, dass ich unter einem dichten Dach von Ästen und Blättern war, aber der eine und andere Tropfen fiel schon bis ganz hinunter. Also Zeit für die überdachte Hängematte. Aber wohin mit meinen Schuhen, wohin mit den Klamotten, die ich an hatte? Die Wanderschuhe hab ich auf dem Boden unter mich gestellt, es wird sich schon keine Ameisenfamilie einnisten. Die Jeans hab ich zusammengerollt und als Kopfkissen verwendet, zur Sicherheit hab ich meine Regenjacke auch noch mit reingenommen. Und wie ich drinlag, ist alles in die Mitte gerutscht 🙂 und wohin mit meinem Telefon und meiner Brille? Ich muss mir noch eine Tasche zum Aufhängen organisieren. Die Brille hab ich aufgelassen und das Telefon ist immer wieder nach unten gerutscht. Naja, den Vibrationswecker werd ich dann schon spüren… Und wie ich endlich lag und alles mehr oder weniger sortiert war, hab ich gemerkt, was es bringt, abends noch einen Tee zu trinken: ich hab geschwitzt in meinem Schlafsack… Also wieder aufgemacht, mich anders hingelegt, wieder nach unten gerutscht, wieder hochgezogen, wieder runtergerutscht. Ganz gerade hängt die Matte wohl doch nicht. Also hab ich mich mit dem Schlafsack umgedreht, dass ich anders herum liege. Das ging dann irgendwann, aber schlafen konnte ich trotzdem nicht.
Noch ein entferntes Bellen, ein weit entferntes Kindergeschrei, ich hab auch die Züge unten im Tal gehört. Und plötzlich…: Was war das? Ein komisches Geräusch, ganz in der Nähe, fast ein Bellen, aber anders. Es klang ganz heiser, das war irgendwie kein Hund. Es klang so, als wenn das Tier herumrennt und dabei dieses Geräusch macht. Ein Fuchs? Kurz drauf war es verschwunden. Und dann kam aus einer anderen Richtung wieder. Wieder recht nah… Aber es war dunkel und selbst im Hellen hätte ich das Tier wahrscheinlich nicht gesehen. Ich hab mich dann auf die Seite gedreht und wollte schlafen. Ging aber nicht. Wieder auf den Rücken gedreht, auf die andere Seite, sogar auf dem Bauch kann ich liegen in meiner Hängematte. Und wieder auf die Seite gedreht. Als mein Po nicht mehr auf der eingelegten Isomatte lag, hab ich das sofort gespürt, sie isoliert doch merklich. Und ohne Isomatte wäre es tatsächlich zu kalt von unten. Also wieder auf den Rücken gedreht und irgendwann konnte ich dann einschlafen. Gegen halb zwei bin ich nochmal aufgewacht, es wurde kalt. Ich hab mich nochmal gerade auf die Isomatte gelegt, Schlafsack zugemacht und bin wieder eingeschlafen. Bis zum Morgen hatte ich so warm genug. Geregnet hat’s auch nicht mehr, es ist bei den paar abendlichen Tropfen geblieben.
Um 5 Uhr hat mich mein Telefon geweckt, so hab ich’s auch wieder gefunden. Es war noch dunkel, aber ich musste dringend mal austreten. Also raus aus dem Schlafsack, Jeans angezogen, Füße raus und in die Schuhe, die unter mir bereitstanden, und aufgestanden. Nach dem Besuch des nächsten Baums erstmal Wasser kochen. Beim Frühstück ist es dann langsam hell geworden und die Vögel fingen mit ihrem Morgenkonzert an. So langsam hab ich angefangen, die Sachen wieder in den Rucksack zu packen, Isomatte und Schlafsack zusammenzurollen und die Hängematte wieder einzupacken. Gegen sechs Uhr bin ich aufgebrochen um zum Bahnhof Niederwangen zu laufen. Als ich aus dem Wald herauskam, begrüßte mich die aufgehende Sonne über dem Bantiger und ich genoss die Aussicht über Bümpliz, Niederwangen, Ulmizberg und ich konnte in der Ferne die Alpen sehen. Zurück in der morgendlichen Hektik hab ich die SBahn um halb sieben nach Bern genommen und bin nach Hause unter die Dusche gefahren. Und danach ab ins Büro, meinen Arbeitsalltag wieder aufnehmen.
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